Mehrere Faktoren haben den Wohnungsbau in den letzten Jahren erheblich erschwert:
Die Baupreise für Neubauten sind seit 2020 um rund 35 % gestiegen (BBSR), allein im Jahr 2023 um 8,5 %.
Haupttreiber:
Verschärfte Bauvorschriften, insbesondere im Bereich energetischer Standards.
b)
Zinsentwicklung und Finanzierungskosten
Zinsentwicklung und Finanzierungskosten
Die Bauzinsen sind von unter 1 % (2021) auf durchschnittlich 3,7 % (2025) gestiegen. Dies hat erhebliche Auswirkungen auf die Kosten:
Kreditbetrag |
Zinssatz |
Monatliche Rate |
Jahreszuschuss |
400.000 € |
1 % |
333 € |
- |
400.000 € |
3,7 % |
1.233 € |
+13.000 €/Jahr |
Monatliche Kostensteigerung durch höhere Bauzinsen (Kreditbetrag 400.000 €)
Fazit: Höhere Zinsen machen den Wohnungsbau weniger attraktiv für Investoren und Eigennutzer.
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Fakt ist: Höhere Zinsen verteuern den Wohnungsbau erheblich und lassen Investoren und Eigennutzer zurückhaltender werden
c) Die Bearbeitung eines Bauantrags dauert in Deutschland bis zu 6 Monate, bei komplexeren Projekten oder hoher Behördenauslastung auch deutlich länger. - In den Niederlanden und Belgien sind es im Normalfall max. 3 Monate und das fast vollständig digital über die Plattformen "omgevingsloket" und "e-loket".
Notwendigkeit zusätzlicher Gutachten (z.B. statische Berechnungen, Umweltschutz, öffentlichen Einspruchsverfahren, Prüfungsschleifen mit anderen Behörden (Denkmalpflege, Umweltprüfungen) verzögern zusätzlich.
Langwierige Beteiligungsverfahren für Anwohner können Projekte verzögern oder sogar verhindern.
Das Mietrecht mit Vorgaben wie statische Mietpreisbremse und Kündigungsschutz macht den Mietwohnungsbau für Investoren zunehmend unattraktiv.
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Fakt ist: Langwierige Genehmigungsverfahren, strenge Bauvorgaben und uneinheitliche Länderregelungen hemmen den Neubau zusätzlich.
d) Hohe Grundstückspreise und Flächenknappheit
Baulandpreise in Metropolen (München, Frankfurt, Berlin) liegen bei 2.000 - 5.000 €/m² und mehr.
Konflikte zwischen Wohnungsbau und Gewerbeansiedlung führen dazu, dass verfügbare Flächen oft nicht für Wohnraum genutzt werden können.
Städte halten große Grundstücksreserven ungenutzt und geben diese vielfach nicht zur Bebauung frei.
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Fakt ist: Hohe Grundstückskosten, begrenzte Verfügbarkeit öffentlicher Flächen und restriktive Baupolitik machen den Neubau von Mietwohnungen oft unrentabel.
e) Fokus auf Eigentumsmaßnahmen statt Mietwohnungen
Immer mehr Investoren bevorzugen den Bau von Eigentumswohnungen, da der Mietwohnungsbau durch gesetzliche Vorgaben zunehmend unattraktiv wird.
Der Bau von Eigentumsmaßnahmen erzielt höhere Renditen als der Erstellung von Mietwohnungen.
Regulierungsrisiken: Ständige politische Debatten über Mietendeckel, Enteignungen und strengere Mietgesetze verunsichern Investoren.
Finanzierungsanreize für Käufer: Staatsfinanzierte Förderprogramme wie KfW-Darlehen oder steuerliche Anreize machen den Kauf von Wohneigentum attraktiver. Diese Maßnahmen fördern den Eigentumssektor weiter und verstärken den Trend hin zum Eigentumswohnungsbau auf Kosten des Mietwohnungsbaus.
f) Immer mehr Bauauflagen kosten zusätzlich Geld
Komplexe Umweltauflagen und hohe, oft schwer planbare energetische Standards (z. B. GEG 2024) selbst kleinere Bauvorhaben um bis zu 20.000 € in die Höhe.
Kommunale Vorgaben wie gestiegene Anforderungen an Barrierefreiheit, Aufzüge oder Stellplätze erhöhen die Kosten.
▶ Fakt ist: Investoren meiden den Bau von Mietwohnungen - die Erstellung von Eigentumsmaßnahmen verspricht höhere Renditen.
3. Vorschlag Bauministerium - Nutzung leerstehender Wohnungen auf dem Land um das Wohnungsproblem zu lösen
In Deutschland stehen ca. 1,9 Millionen Wohnungen leer, vor allem in strukturschwachen Regionen.
Die Bauministerium schlägt vor, dass Menschen aufs Land ziehen, anstatt Neubau in Städten zu unterstützen und zu fördern.
Probleme bei der Umsetzung:
Viele der statistisch als leerstehend erfassten Wohnungen sind nicht mehr bewohnbar oder nur mit hohem Sanierungsaufwand nutzbar zu machen - deswegen stehen sie ja leer...
Fehlende Infrastruktur in peripheren Regionen: ÖPNV, Einkaufsmöglichkeiten, Ärzte, Kitas und Freizeitangebote sind oft nicht ausreichend vorhanden.
Lange Pendelzeiten: Die meisten Arbeitsplätze befinden sich in Städten, nicht in ländlichen Gebieten - ebenso die Unis.
Eingeschränkte Homeoffice-Möglichkeiten: Nicht alle Berufe lassen sich aus dem Homeoffice erledigen - oft fehlt schnelles Internet, was einen Wohnortwechsel aufs Land zusätzlich unattraktiv macht.
Soziale Faktoren: Menschen haben familiäre, soziale und kulturelle Bindungen an Städte, die nicht einfach aufgegeben werden können.
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Fakt bleibt: Die Verlagerungsdebatte - Bevölkerungsströme in strukturschwache Regionen umzulenken statt urbanen Wohnungsbau zu priorisieren – bleibt nicht nur realitätsfern, sondern lenkt von den dringend notwendigen strukturellen Lösungen ab und perpetuiert die Krise durch Problemverlagerung.
Quelle: EUROSTAT
Höchste Eigentumsquoten EU |
Rumänien |
96.7% |
Slowakei |
92.7% |
Ungarn |
91.8% |
Kroatien |
89.9% |
Niedrigste Eigentumsquoten EU |
Schweiz |
37.8% |
Deutschland |
47.2% |
Österreich |
51.9% |
Niederlande |
54.3% |
Dänemark |
57.3% |
EU-27 Durchschnitt: 69.4%
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4. Optionen zur Bewältigung der Wohnungsnot:
A) Förderung Mietwohnungsbau
Abschreibungsanreize: Verbesserte steuerliche degressive Abschreibungsmöglichkeiten für Neubauten und Umwandlungen bestehender Ressoourcen in Mietwohnungen.
Senkung der Grunderwerbsteuer für den Bau von Mietwohnungen, um Investitionen attraktiver zu machen.
Dynamische Anpassung der Mietpreisbremse an die jeweils aktuellen Bedingungen des Wohnungsmarktes.
B) Aktivierung von Baulandreserven
Schnellere Freigabe von ungenutzten öffentlichen Grundstücken, insbesondere in Städten.
Vergünstigte Bereitstellung von Bauflächen, um den sozialen Wohnungsbau zu fördern.
Vorrang bei öfftl. Grundstücksvergaben für den Mietwohnungsbau (ein freistehendes Eigenheim beansprucht bis zu 6 -mal so viel Grundstücksfläche pro Wohneinheit wie eine Mietwohnung in einem Mehrfamilienhaus)
Bebauungspflicht für brachliegende Grundstücke, um Spekulationen entgegenzuwirken.
C) Senkung der Baukosten
Lockerung überzogener Bauvorschriften (siehe Aufzüge, Tiefgaragen) um Baukosten zu senken.
- Reduzierung überbordener und überflüssiger DIN Vorschriften.
Förderung modularer und serieller Bauweise (25 - 30 % kostengünstiger). (Entwicklung hierzu gab es ber. in den 80er Jahren - diese wurden nicht konsequent weiterverfolgt).
Reduzierung bürokratischer Hürden und klare Regeln für Bürgerbeteiligungen bei den Genehmigungsverfahren, um Bauzeiten zu verkürzen.